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Predigt zu Joh. 6, 47-51 - Einführung von Pfarrer Frank Bohne
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Predigt zu Joh. 6, 47-51 - Einführung von Pfarrer Frank Bohne

Predigt vom 31.03.19 (Pfarrer Frank Bohne) Ort: Martin-Luther-Kirche

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Lasst uns in der Stille beten!

Das Wort für die Predigt haben wir als Lesung gehört. Der Herr segne an uns sein Wort. Amen.

Liebe Festgemeinde!

Iss dein Brot mit Freuden, und trinkt deinen Wein mit gutem Mut.   

Dieser Spruch aus dem Buch Prediger steht auf der  ansprechenden Klappkarte, mit der die Gemeinde etliche Gäste heute zu meiner Einführung geladen hat. Ein Augenzwinkern mit warmem Herzen? So habe ich es zumindest verstanden. Der Sohn aus Bäckers Hause wird hier künftig predigen. Und ich gebe zu: Mit dem alt-sächsischen Pfarrerwitz fühle ich mich tatsächlich ganz treffend beschrieben:
„Was haben Bredschn und Predschtn gemeinsam? Sie müssen noch warm sein, wenn sie  schmecken sollen...“

Und dann Johannes als Predigtwort für heute: Verse aus dem Brotkapitel... Ein Heimspiel also? –-- Mitnichten. Statt dessen starker Tobak:

„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit.
Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch.“

Szenenwechsel: vor 15 Jahren. Maalula in Syrien. Ein Bergdorf, gequetscht an die Hänge einer Schlucht. Mehr als tausend Jahre ungebrochen christliche Kultur… in einem kleinen Ort, der noch immer aramäisch spricht, die Muttersprache Jesu.
...in dem ich in jeder zweiten Straße eine kleine Kirche entdecke, an deren Türen mit Kreide beschriebene Tafeln hängen: Eucharistie: soundsoviel Uhr. Anscheinend täglich... Und da, wo es am engsten wird, gleichsam in den Berg hinein gegraben, das Kloster des Heiligen Sergius. Ein wirklich extravaganter Ausflug auf der Rundreise, die ich mit meiner Frau gebucht habe. Wir steigen zum Kirchraum den Felsen hinunter. Der Altar hat noch eine Opferrinne, doch immerhin: schon ohne Abfluss. Also irgendwie zwischen 300 und 380 nach Christi Geburt, lese ich, und mir stockt der Atem: 1.600 Jahre wird an dieser Stelle Abendmahl gefeiert... Woher bekomme ich ein Foto von diesem Altar? Ich frage den Priester oder Mönch am Kartenstand, auf Englisch. Haben Sie eine Karte von diesem Altar? Er sucht und er findet. Und fragt mich: Are you a Priest? Sind Sie Priester?  Ja, sage ich.  What Konfession? Welche Konfession? Lutherisch, gebe ich zur Antwort. Da zieht er die Augenbrauen hoch. Er scheint von so einer Kirche noch nicht gehört zu haben, sie zumindest nicht einordnen zu können in Gottes bunten Garten, denn er fragt mich zurück: Do you believe in the real presence? Glaubt ihr an die Gegenwart Christi - beim Abendmahl? Noch einmal stockt mir der Atem. So eine Frage hatte ich nicht erwartet. Doch offenbar eine wichtige Frage für ihn, den Geistlichen am Kartenstand. Ich lasse alle dogmatischen Vorbehalte sausen und sage ihm schnell und aus vollem Herzen: Sure.  Gewiss. Da lächelt er mich an und reicht mir das Bild. Do you beliefe in the real presence? Sure. So einfach geht manchmal Ökumene. Glaubst du dran, dass Christus dabei ist, als Person, mit Fleisch und Blut, wenn du mit anderen das Abendmahl teilst?

Jedesmal wenn ich  Berichte über Syrien mitten aus den Trümmern sehe, gibt' s mir einen Stich ins Herz, aber dann fällt mir auch jene Begegnung ein in der Kirche vom Heiligen Sergius am Kartenstand. Und dann hoffe ich, für jene Menschen dort, aber auch für mich und  für diese ganze Welt: Dass Christus da ist und da bleibt als Person aus Fleisch und Blut. Dass ER präsent ist dazwischen - zwischen Trümmern und Mangel – und unserm Überfluss. Und dass daraus neues ewiges Leben erwächst. Den Geplagten und Geschundenen zugute. Aber auch uns, in unserm satten Land, in unseren Kirchen, in denen die Mahlfeier manchmal mit der Lupe im Kirchenboten gesucht werden muss.

Christus spricht: Ich bin das Brot des Lebens. Wer an mich glaubt, der hat das das ewige Leben.
Das ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit wer davon isst, nicht sterbe.
Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.

Diese Sätze wurden nicht weit von Maalula gesprochen. Kaum 200 km entfernt. Der johannäische Christus spricht sie zu den Jüngern und den Menschen, die ihm folgen. Und die sich manchmal auch  Sorgen machen um ihr täglich Brot.
Sorgen wir uns ums Brot? Unser Land ist berühmt für seine vielen Brotsorten. Vom Ostseestrand bis zu den Alpen mehr als 70 Arten. Amerikaner und Japaner schwärmen davon, und nicht wenige nehmen deutsches Brot als Souvenir mit nach Hause.
Wenn ich welches brauche, gehe ich zum Brotstand im Supermarkt und habe die Qual der Wahl. Sogar bei Geschäftsschluss noch das volle Sortiment.
Himmelsbrot, das Brot des Lebens ist dort aber nicht im Angebot. Die Verkäuferin würde mich sehr irritiert anschauen, wenn ich danach fragte. Brot des Lebens, das was meinen Lebenshunger stillt, den Hunger nach Sinn, nach Trost und Zuwendung, nach Liebe  und Mitmenschlichkeit, … das Brot für solchen Hunger ist nicht käuflich zu erwerben. Es wird erhofft, wird geglaubt. Und es wird von Christus verschenkt, an jeden, der will.
Das lässt dich dann leben. „Wenn schon nicht für immer, dann wenigstens für ewig.“ , wie es in einem Song von Ulla Meinicke heißt.

Zwei unterschiedliche Sorten von Brot kennt auch das Johannes-Evangelium...  Das Brot des Lebens. Und jenes Brot, das das Volk Israel in der Wüste bekommt. Manna. Jeden morgen neu. Es schützt vor dem Verhungern. Vor dem Sterben schützt es nicht. Denn nicht vom Brot allein, jedenfalls nicht allein von diesem Brot  lebt der Mensch. Er braucht auch das, was aus dem Munde Gottes zu ihm kommt. Und doch: So sehr Johannes im ganzen Kapitel unterscheidet, dem Brot des Lebens und dem Brot, das für einen Moment das Überleben sichert, so spielt er doch das eine nicht gegen das andere aus.

Nach der wunderbaren Speisung der 5000 – als man fünf Brote und zwei Fische unter Jesu Segen miteinander teilt -  da sammeln die Jünger im Anschluss 12 Körbe mit Brocken wieder ein. Damit es eben nicht verdirbt, sondern damit es neu ausgeteilt werden kann, an Menschen die es brauchen.

Jesus will für dieses Wunder aber nicht zum König gemacht werden. Das hätten die Leute zwar gern, aber Jesus entzieht sich. Denn solche, die gerne Brotkönig werden wollen, die gibt es schon genug: DieTrumps und die Höckes und die lePens. Sie versprechen mit simplen Phrasen Brot. Doch wie alle, wirklich alle Gotteskinder dieser Erde, satt werden können, das verraten sie nicht. America first ?... Deutschland first …? Das sind doch nur Ideen, wer zuerst am Brotkorb ist.

Christus, von dem es heißt, er sei in Bethlehem geboren, Beth – Lächem - Haus des Brotes ..   „Brothausen“ würden Deutsche sagen, der hat eine ganz andere Idee. Eine wahrhaft göttliche Idee, die er gern mit Leben, mit Fleisch und Blut füllen will:

Ich bin das lebendige Brot.
Und das Brot, das ich geben werde,
ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.

Der Gottessohn Christus zieht hinauf nach Jerusalem. Lässt die Herrschenden und die Gewalttätigen, die Möchtegerne und den Pöbel sich austoben an IHM. ER schweigt und geht ans Kreuz. Und nimmt alle Niedertracht und alle Rohheit dorthin mit. Ans Keuz. Damit es sich totläuft, endlich. Ins Absurde hinein…

Das ist seine Idee: Ich bin das Brot des Lebens. Das Korn muss in die Erde, sterben und begraben werden. Sonst bringt es keine Frucht. Für viele, die dann Leben haben. 

Mein Fleisch - für das Leben der Welt.
Schmeckt und seht, wie freundlich unser Herr ist.

Das sagen wir bei jeder Feier des Abendmahls. Es ist seine Einladung: Gottes Solidarität mit uns geht so weit, dass er sich ganz klein macht. So klein, bis er in unsere Hand, ja zwischen unsere Zähne passt. Essen – steht in unserem Vers. Das griechische Wort an dieser Stelle meint nicht nippen, nicht naschen oder knabbern. Es meint: Zerbeißen und zermahlen. Christus will unter die Haut, will aufgehen in uns als Kraft und Energie.  ER will nicht nur in den Kopf, in die Region unseres Gemüts, und ins Gewissen. Er will auch in Hand und Fuß. Will in Fleisch und Blut übergehen. Essen hält Leib und Seele zusammen, sagt der Volksmund. Nichts anderes will christlicher Glaube: Nahrung sein für die Seele und für den Leib. Aber eben nicht nur für meine Seele und meinen Leib. Für den Leib und die Seele des anderen auch. Wer Christus in sich aufnimmt, mit dem Herzen, mit den Ohren, und gewiss auch mit dem Mund, der soll selber zum Brot und und zum Trank werden für den andern. Wird ein Gespür entwickeln für die Not, für den Lebenshunger und den Lebensdurst des Menschen neben sich. Damit die Geschichte dieses Brotes auf Erden weitergeht. Damit noch viele neue Brotgechichten erzählt werden und Menschen als Menschen miteinander leben können. Statt zu rangeln und zu drängeln, wer als erster am Brotkorb ist, lasst uns achten darauf, dass Christus für uns zum Brot werden kann. Nicht auf Vorrat und gehortet. Sondern immer wieder neu. Von Tag zu Tag. Von der Hand in den Mund. Immer dann, wenn der Nächste uns braucht. Hier in Markkleeberg, und auch an dem Ort, aus dem du kommst.

Wir brauchen diesen Christus in unseren Kirchen, in unserm Gemeinwesen, in unserm Land so nötig wie das täglich Brot. Damit wir füreinander genießbar bleiben.

Do You beliefe in the real presence? Glaubst Du an so eine Gegenwart, dass Christus wirklich da ist? So wie du da bist  - aus Fleisch und Blut? Ich tue es. Sure. Gewiß.

Und ich wünsche es euch. Amen.

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Pfarrer Frank Bohne
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